Macht ist geil!
Viele Menschen träumen davon, Macht über ihre Artgenossen zu erlangen.
Und sie dann auch zu missbrauchen.
Manche träumen sehr wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang von nichts anderem.
Im Großen wie auch im Kleinen.
In der Weltpolitik ebenso wie auch in einem dörflichen Nullachtfuffzehnbetrieb.
Und ich bin da keine Ausnahme!
Denn auch ich habe, wenn ich ehrlich sein soll, seit meiner Kindheit nach der ultimativen Macht gestrebt und in dieser Hinsicht auch wirklich alles gegeben, doch es hat einfach nicht gereicht.
Wir kommen eben nicht alle mit identischen Möglichkeiten auf diese Welt.
Doch neulich widerfuhr mir so etwas wie eine späte Genugtuung! Ich spazierte am frühen Morgen auf dem Deich ganz in der Nähe der Hauener Pütten und sah schon aus großer Entfernung die bescheuerten Schafe faul auf dem Grat des Deiches im Gras herumliegen.
Quasi mitten auf dem Weg.
Auf meinem Weg!
Mir lief schon fast das Wasser der Machtgeilheit im Munde zusammen, denn je näher ich den Tieren kam, desto mehr freute ich mich darauf, meine geballte Autorität rücksichtslos auszuspielen und die Schafe nach meiner Pfeife tanzen zu lassen.
Und dann war es endlich so weit, das erste Schaf sprang auf und eilte davon! Alle Schafe sprangen nacheinander auf und eilten davon. Nur zwei sahen keine Gefahr in mir und blieben einfach liegen.
"Seid ihr nicht ganz dicht? Habt ihr etwa keinen Respekt vor mir?" fragte ich folgerichtig: "Ich bin ein Mensch und euch haushoch überlegen, ihr sinnfreien Wiederkäuer, ihr abartigen Drecksviecher."
Nichts, sie rührten sich nicht, blickten nicht einmal in meine Richtung!
Und so gab ich schließlich nach und umkurvte die Tiere einfach.
Heute, ihr Nichtsnutze da draußen, nehme ich euch mit zum Greetsieler Badesee, ganz im Westen des Ortes gelegen:
first year Common Sandpiper
Zum Birden durchaus ein interessantes Gebiet, wie ich finde, denn es gibt Wasser und Büsche, also eine Konstellation, die zumindest zu den Zugzeiten geeignet erscheint für tolle Funde, doch nie im Leben hätte ich gedacht, dass man dort auch Limikolen fotografieren könnte!
Es herrscht dort einfach immer ganz viel Trubel und so weiter.
Zu viel Trubel!
Und deshalb war mir der Badesee in dieser Hinsicht auch immer vollig sinnfrei erschienen. Darüber hinaus besitzt er einen geschlossenen Schilfgürtel, und jenseits des Schilfs ist das Wasser bereits zu tief für die ganzen Langschnäbel.
Okay, komplett geschlossen ist der Schilfgürtel auch wieder nicht, denn ganz im Osten des Sees gibt es einen Badestrand. Ich meine, es handelt sich hier ja nicht umsonst um einen Badesee. Und tatsächlich kann man dort zu den entsprechenden Jahreszeiten auch Watvögel beobachten, doch wenn es an den allermeisten Tagen des Jahres auch gar keinen Badebetrieb geben mag und der ohnehin immer erst dann einsetzt, wenn ich mit meiner Knipserei fertig wäre, so wird dieser Badestrand in der Regel aber bereits am ganz frühen Morgen von Hundeleuten aufgesucht. Da brauchte man sich gar nicht erst auf die Lauer zu legen.
Vor zwei Wochen sah ich aber Erstaunliches!
Ich stand auf dem Weg, der zwischen dem Leyhörner Sieltief und dem Badesee verläuft, und blickte in Richtung des anderen Ufers. Und dort standen unterhalb einer Abbruchkante gleich mehrere Flussuferläufer und ein Waldwasserläufer herum.
Das folgende Bild zeigt einen der Vögel im morgendlichen Sonnenlicht:
Common Sandpiper from distanceWenn die da alle so rumstehen könnem, so schlussfolgerte ich, dann gibt es dort vielleicht doch so etwas wie eine Schlammbank.
Und so stiefelte ich los.
Der Weg, der zwischen den beiden oben genannten Gewässern verläuft, sieht so aus:
habitat
Links
der Badesee, rechts das Sieltief, dessen Wasseroberfläche übrigens
deutlich tiefer liegt als die des Badesees, wenn auch nicht ganz so tief
wie jene des Toten Meeres.
Der Badestrand ganz im Osten:
where I did not take my pictires. This "beach" is always frequented by tons of people. On early morning almost exclusively by dog owners, in the afternoon – depending on weather conditions – by swimmers, and of course dog owners
Die Bäume oben rechts hinterm Deich stehen auf dem Bauhof der Gemeinde Krummhörn.
Dort habe ich mal einen Iberienzilpzalp gefunden, der praktischerweise gleich wochenlang blieb, nur um mir halbwegs passable Aufnahmen zu ermöglichen.
Ich eilte also auf die andere Seite des Sees und fand zu meiner Überraschung allerbeste Bedingungen vor. Der in Ostfriesland so furchtbar oft so furchtbar stürmisch pustende Wind hatte in diesem Bereich mit der Zeit nämlich nicht nur das Schilf beseitigt, sondern auch einen Teil des Ufers, indem er das Wasser permanent aufgehetzt und gegen die Böschung getrieben hat. Und der Boden, den das Wasser des Sees dort abgetragen hatte, bildete nun eine ausreichend breite und ausreichend lange Schlammbank.
Und
diese Schlammbank wiederum war auch noch perfekt ausgerichtet, nämlich
von Ost nach West. Morgens würde es also Sonne im Rücken geben oder, für
ganz Anspruchsvolle, hübsches Gegenlicht.
Kurz: wie für mein Tarnzelt und mich gemacht!
Zu allem Überfluss würde es an diesem Ort kaum Störungen geben, das war mir sofort klar, denn der nahezu den ganzen See umspannende Fuß- und Radweg, der in der mittlerweile nie mehr endenden Saison nahezu an jedem Tag wirklich von baffzigtausend Menschen begangen und mit rasanten E-Bikes befahren wird, spart glücklicherweise einen beträchtlichen Teil des Südufers aus; er führt nämlich jeweils vom Osten und Westen des Sees aus mehr oder weniger direkt zum Deich.
Was für ein Segen!
Mein Versteck im Schatten mit einem Flussuferläufer im viel zu prallen Sonnelicht davor:
my hide in da shade
Alles war also angerichtet.
Zeit für andere Darsteller.
Bereits am 6. Juli peste da eine geile Windhose über die Leybucht hinweg:
a tornade showed up on 6. July at Leybucht
Es handelt sich hier natürlich nur um ein mieses Belegfoto.
Zu allem Überfluss hatte der Rüssel des Biests im Moment der Aufnahme den Bodenkontakt bereits wieder verloren, weil ich zuvor zu viel Zeit hatte verstreichen lassen, bis ich schließlich doch noch meine Kamera aus dem Rucksack gepult habe.
Kurz. Es gibt bessere Bilder von solchen Teilen.
Aber nicht von mir.
Am 17. Juli entdeckte ich diesen rechten Vorderflügel einer Trinkerin in den Hauener Pütten:
remains of a DrinkerEr lag einfach so auf dem Asphalt herum und war zum Spielball des Windes geworden.
Diesen
Falter der Feuchtgebiete, dessen Raupe sich ausschließlich von Gräsern
ernährt, kann man auch auf dem Rysumer Nacken und in den Mooren rund um
Aurich finden, wenn man sich bemüht.
Fünf Tage zuvor hatte ich eine der beiden übrig gebliebenen Stranddisteln in der so genannten Westdeichecke fotografiert:
Sea Holly
Vor einigen Jahren waren es dort noch neun Individuen gewesen.
Ein Portrait:
same
Doch wie nahezu überall in seinem Areal hat dieser Doldenblütler mächtig an Lebensraum eingebüßt.
Sein
Rückgang in der Westdeichecke um unglaubliche 78 Prozent passt also
sehr gut ins Bild. Man könnte ihn als repräsentativ bezeichnen.
Gleich etliche Frühe Heidelibellen waren mir schon zu Beginn des Monats auf dem Rysumer Nacken vor die Linse geflogen:
male Red-veinded Darter – over the years this species has become abundant in Ostfriesland
Das Bild zeigt einen Kerl.
Am 16. Juli entdeckte ich einen Kartoffelkäfer bei Upleward:
my first Colorado Potato Beetle since years
Leider
machte er sich nach seiner Enttarnung umgehend aus dem Staub, sodass
ich nur noch sein Hinterteil im Bild festhalten konnte.
In meiner Kindheit war diese Art so häufig, dass man sich gar nicht vorstellen konnte, dass sie mal zu einer Rarität werden würde.
Ob es also auch heute noch Ecken in unserer geilen Republik gibt, in denen der wie die Kartoffel ursprünglich aus der Neuen Welt stammende Käfer noch in großer Zahl vorkommt und einen nennenswerten Schaden anrichtet, ist mir nicht bekannt.
Vielleicht wisst ihr da mehr als ich.
Exakt am selben Tag und am selben Ort fand ich diese schöne Raupe:
caterpillar of Parsnip Moth
Im nicht so schönen Licht der Mittagssonne.
Es handelt sich hier um den Nachwuchs der Großen Bärenklau-Flachleibmotte.
Nach diesem Erstfund und im Rahmen meiner nun gezielten Nachsuche entdeckte ich an diesem Ort gleich ganz viele dieser Tiere. Doch sie waren in der Regel verdammt gut getarnt oder besser versteckt, denn sie hatten sich kleine Gespinste gebastelt in den Blütenständen des Pastinak.
Hier war eine der Raupen gerade am Rumspinnen:
same
Zwei Wochen später habe ich den Ort wieder aufgesucht, von den Raupen jetzt aber keine Spur mehr.
Nicht einmal von ihren Nahrungspflanzen, denn inzwischen hatte man die Fläche gemäht!
Die Art wird in Deutschland vergleichsweise selten gefunden, und auch für mich waren es die allerersten Individuen überhaupt.
Bereits am 13. Juni 2025 hatte ich diesen unermüdlich singenden Schilfrohrsänger fotografiert:
Sedge Warbler
Und zwar an einem Graben direkt neben dem Toilettenhaus des Parkplatzes des Pilsumer Leuchtturms!
Der Vogel hatte sich an die vielen Menschen gewöhnt und zeigte sich gar nicht scheu, und man konnte sich ihm bis auf wenige Meter nähern, ohne dass er nervös wurde. Etwas getrübt wurde die Beobachtung allerdings durch die Tatsache, dass dieser Schilfrohrsänger zwei so genannte Finkenfüße besaß. Alle Zehen waren von Wucherungen übersät, wie sie wohl von Viren oder Bakterien ausgelöst werden können. Weil der Buchfink besonders häufig von solchen Erkrankungen heimgesucht wird, hat er ihnen auch gleich seinen eigenen Namen mit auf den Weg gegeben.
Eingeschränkt in seinem Tun wirkte der Schilfrohrsänger deshalb aber überhaupt nicht. Und wenn man weiß, dass solche Wucherungen ebenso schnell wieder verschwinden können, wie sie zuvor aufgetaucht sind, dann braucht man sich auch keine Sorgen um den Vogel zu machen.
Ohnehin: Sorgen lähmen nur.
Der Parkplatz am Pilsumer Leuchtturm ist übrigens inzwischen mit einem so genannten Kennzeichenerfassungssystem ausgestattet worden! Verantwortlich für dessen Betrieb und letztendlich auch fürs Abkassieren ist eine Firma aus München, die schon zuvor bundesweit für viel Aufsehen gesorgt hat, weil sie immer wieder nachträglich unberechtigte Forderungen an ihre Kunden verschickt und dabei die nebulösen bis penetranten Methoden eines Inkassounternehmens angewandt hat.
Siehe hier: klick!
Mir könnte das egal sein, denn ich parke grundsätzlich nicht an diesem verfickten Ort. Aber die Frage, ob man als Kommune mit so einer wohl völlig zu Recht in Verruf geratenen Firma zusammenarbeiten sollte, muss schon erlaubt sein. Aber Geldgeilheit kann dem Anschein nach wohl auch zur kompletten Erblindung führen und jegliche Skrupel im Keim ersticken.
Das zumindest ist mein Eindruck.
Der erste Vogel, der vor meinem Versteck auftauchte, war dieser junge Flussuferläufer:
young Common SandpiperUnd er war gekommen, um zu bleiben:
same
Denn natürlich gab es etwas zu essen für ihn.
Zu diesem Zeitpunkt war der Himmel noch klar gewesen, die Sonne aber noch nicht aufgegangen.
Doch plötzlich wechselte der Vogel chamäleonmäßig seine Farbe, und seine weiße Unterseite wurde zartrosa:
right after sunrise
Jetzt blinzelte die Sonne zu etwa acht Porzent über den Horizont.
Sie
tat das aber nur, um sogleich wieder abzutauchen. Man könnte ihren
kurzen Auftritt als Finte bezeichnen. Abtauchen konnte die Sonne aber
natürlich auch wieder nicht, doch eine fette Wolke machte den
Spielverderber, schob sich vor sie und dimmte so das Licht.
Und kaum war das passiert, da tauchte auch schon ein junger Waldwasserläufer auf der Schlammbank auf und stellte sich direkt vor mein Versteck:
first year Green Sandpiper
Der Kollege im Hintergrund folgt weiter unten!
Alles sah zu diesem Zeitpunkt schon wieder ganz anders aus, wie ihr sehen könnt:
same
Und das Licht wurde immer dürftiger an diesem Morgen:
pictures taken under bad light conditions
Ein adulter Flussuferläufer kam angewackelt und stellte sich malerisch auf einen im Wasser liegenden Stein:
adult Common Sandpiper in worn breeding plumage
Von einem Lichtreflex auf dem Auge war jetzt aber kaum mehr etwas zu sehen, die Bedingungen verschlechterten sich minütlich.
Deshalb gibt es nun noch zwei Fotos vom Jungvogel:
young specimen again
Kinners, es gibt da etwas zu korrigieren!
Etwas aus dem letzten Herbst.
Ich hatte hier in gleich zwei Beiträgen über die Feldhasen-Myxomatose berichtet, die seinerzeit rund um den Pilsumer Leuchtturm gewütet hat. Und eine düstere Prognose gewagt, weil zuvor im Emsland ein beträchtlicher Teil der Feldhasen, angeblich um die 90 Prozent, dieser in Deutschland neuen Seuche zum Opfer gefallen war. Nicht erst heute habe ich festgestellt, dass es hier und überall am Deich so viele Hasen gibt wie in all den Jahren zuvor.
Doch warum das so ist, kann ich nur vermuten.
Anders als im Emsland trat die Seuche hier erst im Herbst auf und somit zu einem Zeitpunkt, als sich die als Überträger fungierenden Stechmücken bereits auf ihre Winterruhe vorbereiten mussten. Sie suchten ihre Überwinterungsverstecke auf und verschwanden so von der Bildfläche, sodass weitere Übertragungen nicht mehr möglich waren.
Zumindest nicht in 2024 und durch sie.
Die Myxomatose wird aber auch von Kaninchen zu Kaninchen und somit wohl auch von Feldhase zu Feldhase übertragen, und warum das im Herbst 2024 nicht mehr passiert ist, kann ich nicht schreiben. Möglicherweise sind höhere Tagesdurchschnittstemperaturen für eine Übertragung erforderlich.
Was weiß denn ich?
Eigentlich ohne Worte:
many people are not amused about dog poop in their gardens
Dieses Schild, ein echtes Zeichen von grenzenloser Kreativität, steht in Hauen, also genau zwischen Greetsiel und den Pütten, aber nicht etwa an der Hauptstraße, sondern an einer Nebenstrecke, wenn ihr wisst, was ich meine.
Es ist jetzt nicht mehr so furchtbar neu, dass viele Menschen keinen Bock auf Hundekacke vor ihrer Haustür haben. Was es aber mit der Kinderschippe auf sich hat, ist mir ein Rätsel, denn die allermeisten Hundebesitzer führen ja längst Kackbeutel mit sich, um die noch warmen Würste ihrer Vierbeiner auf der Stelle einzutüten, nur um sie dann verpackt ins Outback zu schmeißen.
Dann stinkt's nämlich nicht mehr.
Kein Scherz!
Das machen natürlich nicht alle Hundemenschen so, aber leider auch nicht wenige und keineswegs nur außerfriesische.
Am 4. August entdeckte ich gleich zwei Rote Ordensbänder, die es sich auf hölzernen Telefonmasten gemütlich gemacht hatten:
pretty Red Underwing
Und zwar an der Straße, die zum Campingplatz Upleward führt.
Das war kurios, weil es dort jetzt nicht so richtig große Gebüsche gibt oder gar Gehölze. Seit ich diesen hübschen Falter vor wenigen Jahren zum ersten Mal überhaupt gesehen habe – auf dem Rysumer Nacken hatte sich das zugetragen –, begegnet er mir nahezu überall. Mein Blick ist da inzwischen geschärft, und ich erkenne ihn auch im Flug.
Das Rote Ordensband fliegt nämlich durchaus auch am Tage und kann dann vor allem mit Admiral und Distelfalter verwechselt
werden, mit zwei Arten also, die bei uns sehr häufig sind. Ich gehe
davon aus, dass auch mir genau das in der Vergangenheit ein ums andere
Mal passiert sein muss, denn wie sonst kann man so einen auffälligen
Schmetterling gleich jahrzehntelang übersehen?.Es gibt aber auch noch
eine zweite Erklärung: Das Rote Ordensband könnte stark zu genommen
haben in seinem Bestand.
Am 21. August ließen sich bereits eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang die ersten Leuchtturm-Anbeter auf dem Deich bei Pilsum blicken:
first visitors of the day at Pilsum lighthouse
Wie
ihr unschwer erkennen könnt, mit schwerem Gepäck und sehr
wahrscheinlich einer Ausrüstung, die man benötigt, um den Turm etwas
professioneller in Bildern festzuhalten, als es mit einem Smartphone
möglich wäre.
Das hatte ich so noch nie gesehen.
Zwei Tage später sah ich (mal wieder) die männliche Rohrweihe auf einem Schwatten Holunder in den Pütten stehen, wie es davor schon so unglaublich oft der Fall gewesen war:
Marsh Harrier, in da background Pilsum church
Im Hintergrund seht ihr den mächtigen wie auch recht schiefen Vierungsturm der Pilsumer Glockendisco (eigentlich Pilsumer Kreuzkirche).
Das
Teil ist im platten Ostfriesland weithin sichtbar, und man kann
vielleicht sogar von einer wuchtigen Landmarke schreiben. Die Rohrweihe
wiederum kann man dort allmorgendlich herumstehen sehen. Wahrscheinlich
verbringt sie die Nacht im umliegenden Schilf, nur um sich dann am
frühen Morgen auf die Warte zu stellen und auf den Tag vorzubereiten. So
putzt sie dort immer minutenlang ihr buntes Gefieder, wenn sie nicht
gerade gähnt.
Wenn eure Haut so aussieht, dann solltet ihr euren Termin beim Dermatologen nicht mehr auf die lange Bank schieben:
Tame Turkey, young male
Dieser sehr wahrscheinlich männliche, gleichzeitig aber auch noch jugendliche Truthahn lebt auf Hof Akkens.
Auch
ihr könnt auf Hof Akkens leben, wenn auch nicht dauerhaft. Es gibt dort
Fremdenzimmer und auch ein Café, das aber in diesem Jahr geschlossen
ist. Zum ersten Mal überhaupt seit seiner Eröffnung vor vielen Jahren,
wenn ich mich nicht irre. Wie ich aus ganz sicherer Quelle weiß,
ist man in diesem Jahr an der Personalsuche gescheitert. Im kommenden
werden die Karten aber wieder neu gemischt werden, das Ende des Cafés
ist also noch nicht besiegelt worden. Ihr könnt euch ja bewerben, denn
die Betreiber und Besitzer dieses Hofes sollen sehr freundliche Menschen
sein. Auch das weiß ich aus ganz sicherer Quelle.
Oh, eine männliche Vierfleckkreuzspinne:
male Four-spot Orb-weaver
Ich entdeckte sie am 9. August am Deichfuß bei Pilsum, wo sie sich als Lauerplatz einen dieser aus Kunststoff gefertigten Zaunpfosten der Deichschäferei ausgesucht hatte.
Ein
hübsches Radnetz hatte die Spinne auch gebastelt, doch weil die Schafe
alle paar Tage umgesiedelt und die Pfosten eingesammelt und an einem
anderen Deichabschnitt neu aufgestellt werden, handelt es sich hier
nicht unbedingt um ein perfektes Basislager für eine Spinne.
Zwischen Visquard und Greetsiel entdeckte ich am 12. August gleich drei Fasane, die gegen Sonnenaufgang noch auf ihrem Schlafbaum herumtrödelten, weil sie sehr wahrscheinlich noch keinen Plan für den angebrochenen Tag hatten.
Seht:
Pheasant still at roost
Fasane halt, man erwartet auch nichts.
Ich wurde im Vorbeifahren Zeuge einer kurzen Unterhaltung, die eigentlich eher einer Drohung gleichkam: "Kackt ihr mir auf den Rücken, ist was los!"
Ihr müsst jetzt raten, welcher der drei Vögel das gesagt hat.
Zurück zum Badesee am Ortsrand von Greetsiel:
Box Tree Moth at street light
Mein Auto habe ich immer am ganz frühen Morgen auf dem Parkplatz neben dem Bauhof abgestellt.
Weil es zu dieser Stunde noch stockfinster war, hatte eine nahe Straßenlaterne ihre Nachtschicht noch nicht beendet. Ich schaute mal schnell nach, wer sich da so alles im kalten Neonlicht herumtreibt, und neben ganzen Zuckmücken-Horden gab es auch den erst zweiten Buchsbaumzünsler meines Lebens für mich zu sehen!
Im Garten meiner Vermieterin, die in diesem Augenblick mal wieder völlig besoffen unterm Küchentisch liegt, haben inzwischen alle Buchsbäume den Geist aufgegeben. Nix Grünes mehr, kein einziges Blatt.
Wirklich komplett tot!
Ich finde das gut, denn der Garten meiner Vermieterin sah schon irgendwie wie ein bescheuerter Friedhof aus. Und neulich fragte mich meine Vermieterin – sie war ausnahmsweise mal stocknüchtern –, ob ich ihr helfen würde beim Ausbuddeln der vielen Buchsbaumleichen, doch den Zahn habe ich ihr ganz schnell gezogen.
"Die werden bestimmt wieder grün werden, wenn man ihnen nur ausreichend Zeit lässt. Zeit und Regen", log ich einfach ganz ungezwungen, ohne eine Miene zu verziehen: "Ich meine, blinder Aktionismus bringt da gar nichts!"
Und meine Vermieterin ist mir doch glatt auf den Leim gegangen.
Ich meine, dieser fette Kelch hätte mir am Ende nur wieder einen Hexenschuss beschert. Ich kann euch gar nicht schreiben, wie froh ich bin, dass er einfach so an mir vorübergegangen ist.
Regen, Kinners, den brauchen wir allerdings dringend. Denn wenn die Bauern zurzeit mit ihren riesigen Landmaschinen auf den Äckern unterwegs sind, dann muss man ganz fix alle Fenster seines Wagens schließen.
Seht doch selbst:
no rain since weeks
Gestern (Donnerstag-Abend) hat es hier zwar ein Gewitter gegeben, sogar mit kurzzeitigem Starkregen, doch trotzdem hat es sich wieder einmal nur um den berühmten Tropfen auf den heißen Stein gehandelt.
Mal schauen, ob da noch was von oben kommt in diesem Jahr.
Jetzt aber wirklich zurück zum Badesee:
Indian Summer
Das Foto zeigt das Westufer mit seinen Büschen, die zurzeit viele Früchte tragen.
Zu sehen sind jeweils zweimal Schwatter Holunder und zweimal Weißdorn.
Viel interessanter aber ist das zweite Bäumchen von rechts. Hier handelt es sich nämlich um eine Mirabelle, eine Kirschpflaume oder eine andere Art aus der Gattung Prunus.
Ich bin da kein Profi.
Eigentlich leide ich nicht nur unter Extremheuschnupfen, sondern auch unter einer Vitaminallergie. Ich darf nur Pizza essen, Käsebrötchen und ab und zu auch mal eine Schokolade. Trotzdem habe ich ich in den letzten drei Wochen mein Leben aufs Spiel gesetzt und so viel Obst gegessen wie in den letzten vierzig Jahren zusammen. Überall entlang der Wege im Schatten des Deichs wachsen diese Biester, von Hamswehrum im Süden bis Greetsiel, aber auch auf dem Rysumer Nacken und in Westermarsch, also jenseits der Leybucht.
Manche tragen leuchtendgelbe Früchte, andere blutrote. Manche dieser Früchte schmecken fad und langweilig, andere wiederum kräftig süß-sauer und somit erfrischend und lecker. Das ist von Baum zu Baum sehr verschieden.
Und ich bin auch nicht der einzige Mensch, der sich in diesem Freilandobstladen bedient hat in den letzten Wochen. Vor allem am Badesee, wo etliche dieser Bäume neben dem Weg stehen, müssen auch andere Passanten auf den Geschmack gekommen sein, denn inzwischen hängen nur noch jene Früchte an den Bäumen, die man als normalgroßer Mensch ohne Leiter oder Sprungbrett nicht mehr erreichen kann.
Ich messe 1860 Millimeter.
Nur sehr hohe und vielleicht auch noch athletische Bürger wie Isaac Bonga könnten
jetzt noch Erfolge bei der Ernte erzielen. Doch Isaac Bonga hat im
Augenblick gar keine Zeit für einen Besuch des Greetsieler Badesees,
weil er nicht nur Weltmeister sein, sondern auch Europameister werden
möchte. Zurzeit wirft er wieder mal sehr erfolgreich Körbe für die
deutsche Basketballnationalmannschaft bei der gleichzeitig von Finnland,
Lettland, Polen und Zypern ausgerichteten Europameisterschaft.
Und das kann er wirklich gut!
Noch besser passen in diesem Zusammenhang würde alllerdings Andi OBST, aber der hat aus demselben Grund keine Zeit.
Jetzt aber ganz wirklich zurück zu den Vögeln vom Badesee:
Common Snipe
Am 27. August um Punkt sieben Uhr fielen zwei Bekassinen rufend vom Himmel und direkt vor mein Versteck auf die Schlammbank.
Plumps!
Was für ein Zufall, im wahrsten Wortsinn!
Die Vögel begannen umgehend mit der Nahrungssuche:
looking for lecker food
same
Kurze Pause vom Alltag einer gefiederten Nähmaschine:
what's up?
Und weiter geht's:
probing for worms
Ab dem 25. August hielt sich tagelang ein junger Grünschenkel auf "meiner" Schlammbank auf:
young Greenshank
these are the first pictures that I have taken on the first day. The bird is still present
Stehen sie büdde entspannt:
sometimes
young Greenshank has been confused for Common Stilt in the past with
his almost black back and the contrasting white underparts, but
proportions are competely different
Wenn man den Vogel so dastehen sieht, dann kommt einem fast ein Stelzenläufer in den Sinn!
Lange Beine, eine dunkle Ober- sowie eine weiße Unterseite.
Und tatsächlich hat es in der Vergangenheit immer wieder Meldungen von Stelzenläufern aus dem Krummhörner Watt gegeben. Waren Fotos angehängt worden, dann zeigten diese ausnahmslos junge Grünschenkel! Solche Verwechslungen treten meist dann auf, wenn die Vögel weit draußen im Watt herumlaufen und schlechte Lichtbedingungen vorherrschen – etwa nachmittägliches Gegenlicht –, denn dann werden Vogel und Beine überstrahlt, sodass sie noch schlanker und länger wirken können.
Was viele Beobachter aber gar nicht wissen, ist, dass der Stelzenläufer das Watt meidet wie der Teufel das Weihwasser. Oder wie Temminckstrandläufer und Bruchwasserläufer salziges Wasser. Er sucht ausschließlich Gewässer auf, die nicht (mehr) in Kontakt zur Nordsee stehen, und zwar auf beiden Seiten des Deichs!
Eine Feder war nach dem Putzen am Schnabel kleben geblieben:
preening
same
Yoga für Anfänger:
Yoga for beginners
Es folgen weitere Bilder von diesem sehr kooperativen Vogel:
same
Er war wirklich absolut störungsresistent!
Einmal konnte ich einige Nieser nicht unterdrücken, und als es lautstark losging, da reagierte der Grünschenkel überhaupt nicht! Kein Innehalten, kein Zusammenzucken – nichts. So einen tollen Vogel sieht man nicht jeden Tag.
Und er kam wirklich ganz nah heran:
curious as hell
Und zwar so nah:
close-up
Auch eine der Bekassinen ließ sich nicht aufhalten:
more close-up
Weitere Bilder von diesem so hübsch kryptisch gezeichneten Vogel:
Common Snipe again
same
Ein Erfrischungsbad:
bathing
Auf dieses Bad folgte minutenlange Gefiederpflege:
same
Und für den Fall, dass ihr schon immer mal wissen wolltet, wie der lange Schnabel einer Bekassine von unten aussieht:
still preening
Wenn man sich als Bekassine erschreckt, dann macht man seltsame Sachen:
scared by someone or something
Es folgt wieder ein junger Flussuferläufer:
juvenile Common Sandpiper again
Und jetzt ein junger Waldwasserläufer:
juvenile Green Sandpiper
Auch er putzte sich nach einem kurzen Bad ausgiebig vor meinem Versteck:
ready
Zum Abschluss gab es für den Vogel zwar kein Alster, aber einen großen Schluck Badeseewasser:
drinking ist important
Schön mit Blaualgen und so weiter, wie man sie in den letzten Jahren gleich mehrfach festgestellt hat.
Jetzt gibt's wieder blutjungen Flussuferläufer für euch:
more images of young Common Sandpiper
same
Oft waren mehrere Flussuferläufer gleichzeitig anwesend.
Und weil Vögel sehr futterneidisch sind, gab es permanent Zoff. Es ging den ganzen Morgen so, der Platzhalter verfolgte seinen oder seine Kontrahenten. Fliegend, laufend und rufend. Diese ewigen Rufe klingen mir jetzt noch in den Ohren.
Richtig helle können diese Vögel also nicht sein, denn wieso verschwenden sie so viel Energie darauf, mögliche Konkurrenz auf Abstand zu halten? Es ist doch immer genug da gewesen. Eigentlich könnte man ganz friedlich nebeneinander existieren und einfach sein Leben genießen, doch das darf natürlich nicht sein. Bis zum letzten Mehlwurm dauern diese Verfolgungen und Vetreibungen an, übrigens nicht nur beim Flussuferläufer. Erst wenn der sich in einem der Vogelmägen befindet, endet das Ganze schlagartig.
Der Aggro-Flussuferläufer in seiner typischen Aggrohaltung mit gefächertem Steuer:
aggressive only against other Common Sandpipers
Flussuferläufer attackieren keine Waldwasserläufer, wenn es ums Futter geht, Waldwasserläufer keine Flussuferläufer oder Bekassinen.
Der Grünschenkel, der allein aufgrund seiner bedeutenderen Größe alle anderen und vor allem kleineren Limikolen locker vertreiben könnte, verhält sich völlig friedlich ihnen gegenüber. Doch sobald ein anderer Grünschenkel auch nur in größerer Distanz auf der Schlammbank landet, macht er sich sofort auf den Weg, um ihn zu verjagen.
Laufend, fliegend und rufend.
So läuft das immer ab, so kenne ich es seit ganz vielen Jahren.
Auf der Schlammbank gibt es zurzeit nur eine Ausnahme von dieser Regel. Der Grünschenkel mag nämlich auch keine Dunklen Wasserläufer, die ja auch so groß wie er selber sind und ihm wahrscheinlich ganz fix alles wegessen würden, und das kann und darf man als Grünschenkel natürlich nicht zulassen.
Etliche Male ist es mir gelungen, Dunkle Wasserläufer vom Himmel zu holen, indem ich ihre Rufe nachgepfiffen habe, nachdem ich sie zuvor am Himmel gehört hatte. Der hübsch flötende Pfiff dieses Vogels lässt sich sehr leicht und perfekt imitieren, wenn man so gut wie Ilse Werner pfeifen kann, doch kaum war einer von ihnen auf der Schlammbank oder im Wasser davor gelandet, da bekam der Grünbschenkel auch schon einen dicken Hals und der Dunkle Wasserläufer was auf die Mütze.
In
ihrem Fall verhielt er sich also exakt so wie diversen Artgenossen
gegenüber, die ebenfalls das Weite suchten, ohne jemals etwas über den
Grund der Attacken zu erfahren, weil sie gar nicht erst die Möglichkeit
bekommen hatten, die (fast) nie versiegende Nahrungsquelle zu
entdecken.
Da gab's kein Pardon.
Diese
Verfolgungsjagden der Flussuferläufer lassen sich übrigens nur ganz
schlecht fotografieren. Die Vögel flitzen und fliegen einfach viel zu
schnell, als dass der lahmarschige Autofokus meiner etwas in die Jahre
gekommenen Kamera auch nur den Hauch einer Chance hätte. Das ist sehr
schade, denn man könnte sonst wirklich richtig spektakuläre Bilder von
diesen Vögeln schießen, wie es ohne so ein nettes Futterangebot kaum
möglich wäre.
Ein adulter Flussuferläufer im abgetragenen Prachtkleid:
adult Common Sandpiper
preening
Ich habe auf der Schlammbank am Greetsieler Badesee an mehreren Tagen auf der Lauer gelegen.
Und jedesmal ist das Licht anders gewesen, weshalb auch die Fotos von den Limikolen sehr verschieden aussehen.
Das nur so zur Erklärung.
Und obwohl das Wetter nahezu durchgehend perfekt war, ging gleich an einigen Tagen leider gar nichts für mich:
unfortunately
diverse fishermen occupied the place where I have taken all the
pictures shown in this blog post for several days. Under these
circumstances bird photography was impossible
Denn wenn ich ankam, war mein Platz schon besetzt.
Und
im auf dem Foto gezeigten Fall gleich tagelang, weil man sich häuslich
niedergelassen hatte, um auch die Nächte an Ort und Stelle zu
verbringen. Quasi mit gesamtem Hausstand und gleich mehreren Paletten
Dosenbier.
Da kann man nichts machen, und meine Pumpgun befand sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon wieder im Pumpgun-Hospital. Zuvor hatte sie sich über eine anhaltende Ladehemmung beklagt.
Weil ich aber schon weitere Bilder im Kasten habe, ich sie aber wegen Überlänge hier nicht alle einbauen kann und werde, wird es auch über den Badesee und seine Limikolen enen zweiten Teil geben. Und es befinden sich Fotos darunter, die sind aber mal so richtig schön geworden. Und sie zeigen vor allem den süßen Waldwasserläufer.
Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.
Achtung, ein trinkendes Deichschaf:
drinking Deichschaf
Genau an dieser Stelle bin ich mal volle Kanne weckgesackt!
Das ist noch gar nicht so lange her.
Bis zu den Knien bin ich im Schlamm eingesunken. Beide Beine gleichzeitig, also stereomäßig. Und dann stand ich da ganz sinnfrei herum und wollte schon um Hilfe rufen, doch mit letzter Kraft ist es mir schließlich doch noch gelungen, mich aus dieser bescheuerten Situation zu befreien.
Das
Schaf aber stand ganz ungerührt dort herum und trank. Dem Anschein nach
musste der Grund dort inzwischen ganz fest geworden sein. Das konnte
aber gar nicht sein, und so war das für mich der Beleg dafür, dass ich
schwerer sein muss als so ein blödes Wollviech, das am Ende seines
kurzen Lebens ohnehin im Schlachthof landen wird und dessen Dasein ja
sonst auch gar keinen Sinn hätte.
Armes Schaf.
Quintessenz: Macht- und Geldgeilheit treten gerne gemeinsam auf, bilden also sehr oft eine sehr unattraktive Allianz. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass mit jenen Menschen, die Macht und Kohle hinterherlaufen, etwas nicht stimmen kann. Wahrscheinlich haben sie sonst nichts im Leben. Ob da im Falle solcher Bürger ein paar Therapiestunden noch etwas retten könnten?
Ich wage das zu bezweifeln.
Zusatzinfo: Der heutige Beitrag enthält wieder sage und schreibe 103 Fotos!
Es war einmal ...
... eine hübsche Blindschleiche:
one of my first Slow Worms here in Ostfriesland, found in July 2017 at Collrunger Moor
Im Juli 2017 entdeckte ich sie im Collrunger Moor.
Ein Link zum Glück: klick!
Zuvor war ich bereits viele tausend Male in diesem Gebiet östlich von Aurich unterwegs gewesen und hatte nie eine Blindschleiche entdeckt, obwohl ich wusste, dass diese Echse, die übrigens keine Eidechse ist, auf der ostfriesischen Geest vorkommen musste. Das hatte ich nämlich schon viele Jahre zuvor dem Verbreitungsatlas der Amphibien und Reptilien Niedersachsens entnommen.
Immerhin bestand aber auch die Möglichkeit, dass die Blindschleiche inzwischen in Ostfriesland ausgestorben war. Der Verbreitungsatlas und vor allem die darin veröffentlichten Daten waren zu diesem Zeitpunkt ja schon uralt gewesen! Und tatsächlich hatten mir einige Bürger der Region unabhängig voneinander von früheren Begegnungen berichten können, gleichwohl immer mit dem Hinweis versehen, schon seit ganz vielen Jahren keine mehr gesehen zu haben.
Doch
es gibt sie hier noch, und es sollten mir in kurzer Zeit gleich etliche
Individuen im Collrunger Moor begegnen. Und nachdem ich diese Funde in
meinem geilen Blog kundgetan hatte, bekam ich im Laufe der Zeit gleich
mehrere E-Mails von diversen Eingeborenen, die Bilder von
Blindschleichen aus anderen Gebieten um Aurich herum enthielten.
Natürlich, wenn die Art im Collrunger Moor vorkommt, warum sollte sie
dann am Ewigen Meer oder im Osteregelser Moor fehlen? Nur in der Marsch
gibt es keine Blindschleichen, nicht einmal auf dem Rysumer Nacken.
Man lernt also nie aus, selbst ich nicht, und es gibt permanent etwas zu entdecken. Man muss nur interessiert und begeistert sein von der geilen Natur, dann bleibt es bis zum Tod spannend.
Das ist so.
Und das bleibt auch so.